60 Stadien, von Jerusalem nach Emmaus

Viele werden diese Botschaft kennen und auch zu ordnen können. Sie steht in der Geschichte, die in der Bibel vom Ostermontag erzählt wird: von den 2 Jüngern die von Jerusalem nach Emmaus unterwegs waren und denen sich Jesus der Auferstandene – für sie unerkannt – hinzu gesellte. Als man nach 60 Stadien (ein Stadion sind 250 Schritte oder 625 Fuß: also etwa 11,5 km) in Emmaus ankam, tat Jesus als wollte er weiter gehen, „aber sie drängten ihn und sagten: Bleib doch bei uns; denn es wird bald Abend, der Tag hat sich schon geneigt.

Hier steht die ganze Emmaus-Geschichte

Seit 2005 organisiert Pater Gregor Geiger von den Franziskanern in Jerusalem, in Erinnerung an den gang der „Emmaus-Jünger“ eine Wanderung von Jerusalem (Jaffa-Tor) nach Emmaus (Qubeibah). Wer schon 2013 meinen Blog gelesen hat wird sich erinnern das ich dort damals knapp 10 Wochen bei den Salvatoriannerinnen als Freiwilliger gearbeitet habe. (siehe auch im Archiv Frühjahr 2013)

vorbei an der Calatravabrücke in jerusalem auch die „weiße harfe“ genannt

Am „Emmausgang“ habe schon in den letzten Jahren schon oft teilgenommen und auch in diesem Blog berichtet. Natürlich hat es mich auch in diesem Jahr gereizt an der Wanderung teilzuzunehmen. Nicht nur weil man durch eine herrliche, jetzt im Frühling auch blütenreiche Landschaft kommt. Es ist auch immer schön, neue und interessante Menschen auf der insgesamt 5 ½ stündigen Wanderung kennen zu lernen. Und immer ist es auch ein wenig „nach Hause“ zu kommen in den Ort Quebeibah, zu den Menschen, wo ich ja einige Wochen verbracht habe.

Gegenwart und Vergangenheit:
Wanderung durch das ehemalige Lifta

Ich habe glaube ich bisher in dieser Blogreihe noch gar nicht vom Wetter geschrieben, es ist ja auch nicht so wichtig…und meist ist es hier ja auch sonnig und schön. So war es auch heute. Bei angenehmen 22/23 Grad, einer angenehmen kühlen Brise haben sich etwa 100 Menschen gegen 10 Uhr am Jaffa-Tor auf den Weg gemacht. Heute war großer „Auftrieb“ in Jerusalem. Im Rahmen der Pessach- Woche gehen viele Juden traditionell auch in die Altstadt um an der West-Mauer zu beten. 10-tausende festlich gekleidete Juden bevölkern die Wege zur Altstadt. Sie kamen uns also entgegen während wir aus der Stadt gingen.

Frühling pur:
der rote Klatschmohn

Nach etwa 3 Km ist man dann in freier Natur. Hier konnte man heute vor allem die gelben Ginsterblüten und den roten Klatschmohn genießen. Im letzten Jahr habe ich sehr ausführlich über das verlassene/zerstörte palästinensische Dorf Lifta berichtet, welches man unmittelbar, nach dem man die Häuser von Jerusalem verlassen hat, durchschreitet.

Auf dem weiteren Weg spürte man schon auch, dass die jüdischen Familien, wie auch bei uns sehr gerne, sich auf Spiel- und Grillplätzen aufhalten. In schöner Umgebung (auf palästinensischem Grund!), hat man zahlreiche Spiel- und Grillplätze erstellt, die heute „massenhaft“ benutzt wurden. Unsere große Gruppe ließ sich aber durch den „Rummel nicht beirren. Gegen 15.30 kamen wir dann in Qubeibeh an. Die letzten Kilometer durch palästinensische Dörfer, wurden wir von zahlreichen Einwohnern sehr freundlich begrüßt.

obwohl wir überwiegend auf palästinensischem Grund wanderten: es gab einen bewachten und diesen Unbewachten Checkpoint

Genauso freundlich begrüßten uns die Schwestern und Mitarbeiter/innen in Beit Emmaus. Wie gewohnt hatten sie einen kleinen arabischen Imbiss erstellt der allen müden Wander/innen gut mundete. Mit einem Gottesdienst in verschiedenen Sprachen endete unser Aufenthalt. Mit mehreren Bussen, gesponsert vom Deutschen Verein im heiligen Land (DVHL) sind wir dann nach Jerusalem zurück gefahren.

Zum Schluss sei erwähnt: weil uns an einem Checkpoint die Durchfahrt nicht gestattet wurde, mussten wir mit einem großen Umweg (über Ramallah) nach Jerusalem zurückfahren. Es hätte mich ja auch gewundert, wenn nicht irgendwann am Tag auch wir die besondere (Besatzungs-) Situation spüren sollten

Über Marius S. 405 Artikel
Seit dem Frühjahr 2012 habe ich die Möglichkeit, mir durch längere Aufenthalte im Westjordanland/Palästina, ein eigenes Bild von der aktuellen Situation im israelisch/palästinensischen Konflikt zu machen. Ich habe in dieser Zeit unter anderem aktiv im international bekannten Friedensprojekt "Tent of Nations" in der Nähe von Bethlehem (2012) und in einem Heim für alte und behinderte Frauen in der Nähe von Ramallah (2013) gearbeitet. Darüber hinaus habe ich seit dem verschiedene Gruppen bei Begegnungsreisen in Israel, Palästina und im Herbst 2015 auch in Jordanien begleitet. In vielen Kontakten mit palästinensischen und israelischen Menschen hatte ich die Möglichkeit, deren Gefühle und Einschätzungen zum Leben und zum Konflikt zu erfahren. Durch diese Erlebnisse und Erfahrungen vor Ort bin ich motiviert worden, mich auch hier in Deutschland für eine Verständigung und Zusammenarbeit zwischen Israelis und Palästinenser einzusetzen. Vor diesem Hintergrund habe ich Kontakt mit der Nahost-Kommission von pax christi aufgenommen und bin seit 2013 dort Mitglied.

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