
Nach mehr als drei Wochen leben in Palästina habe ich nun heute „die Seiten“ gewechselt. Von Beit Jala mit dem Bus 21 ca. 10 Km nach Jerusalem. Dort wohne ich bei den Benediktinern im Dormitio-Kloster auf dem Zionsberg, unmittelbar an der Altstadt von Jerusalem gelegen.

Die Fahrt von Beit Jala, für mich ein „kleiner Schritt“ eine einfache Angelegenheit. Man stoppe den Bus 21, stelle den Koffer in den Kofferraum, löse eine Fahrkarte für 7,20 Schekel und setze sich gemütlich in den Bus. Der Bus fährt über den Checkpoint bei Beit Jala der an der Straße von Jerusalem nach Hebron liegt. Wie ich schon mal erwähnt hatte, kann man von Jerusalem/Israel kommend ohne Kontrolle ins palästinensische Westjordanland fahren, bei der „Ausreise“ wird hier gesondert abgefertigt und kontrolliert, d.h. da hier auch viele Siedler mit ihren Fahrzeugen durchfahren um zu ihren Siedlungen auf palästinensischem Gebiet zu kommen, gibt es ein zwei Klassensystem, da die Spur für die Siedler die meist durch gewunken werden, da die Spur für die Palästinenser die auch ein israelisches Nummernschild haben und passieren dürfen. Die Insassen im Bus, westliche Touristen und solche Palästinenser die eine spezielle ID Karte haben (z.B. weil sie in israelischen haushalten arbeiten und pünktlich zur Arbeit kommen müssen). Diese müssen aussteigen, ihren Ausweis vorzeigen und wieder ein steigen. Alles relativ easy, wenn man mal von den gelangweilten, oft überheblich wirkenden jungen Burschen und Mädels absieht die als israelische Polizisten hier kontrollieren.

Ganz anders ist aber die Stimmung an solchen Checkpoint der Bethlehem mit Jerusalem oder Ramalah mit Jerusalem verbindet. Durch diese Grenzen müssen die meisten Palästinenser die in Jerusalem arbeiten hindurch. Vorletzten Samstag als ich in Ramalah (mein Blog vom 6. Mai) habe ich die Grenzkontrollen am eigenen Leibe gespürt.
Der Gang durch den Checkpoint.

Wenn man aus dem Bus gestiegen ist, steht man erst mal verloren da, hängt sich dann an die vor einem gehenden Mitreisenden und geht hinter her. Alles wirkt kalt, unfreundlich abstoßend. Ich fühle mich ziemlich alleine gelassen und hilflos und rechtlos. Am ersten Drehkreuz geht’s nicht weiter, also versucht man es am zweiten. Dann muss man einen schmalen vergitterten Weg nehmen. Ich frage mich wie kommen hier und an den Drehkreuzen die Menschen mit Gepäck durch?

Am 2. Drehkreuz schließlich ein Stau. Heute an einem Samstagnachmittag nicht so lange. An einem normalen Werktag kann es passieren das die Menschen die zur Arbeit nach Jerusalem wollen hier um 4 Uhr morgen anstehen damit sie rechtzeitig um 7 Uhr auf der Arbeit sind(die Strecke von Ramalah nach Jerusalem ist normalerweise in 15-20 Minuten mit dem Bus zu bewältigen). Es kommt aber auch vor das der Checkpoint aus irgendeinem Grund ganz gesperrt ist, dann können die Palästinenser gar nicht zur Arbeit. Und was passiert wenn das häufiger vorkommt….ja richtig dann werden sie entlassen.

Es können immer zwei Menschen durch das Drehkreuz, dann wird es gesperrt. Hinter dem Drehkreuz müssen sich alle ihrer metallenen Gegenstände (Gürel, Handy etc.) entledigen müssen -wie auf dem Flughafen üblich – bevor sie durch eine Metallschleuse gehen. Nach der Schleuse zeigt man einem Soldaten hinter der Glaswand den Ausweis, ich musste meinen noch auf ein Lesegerät legen. Was werden die mit meinen Daten machen frage ich mich. Dann wieder ein Drehkreuz, irgendwann ertönt ein Zeichen und man kann hindurch und ist auf der anderen „freien“(israelischen) Seite und kann wieder in seinen Bus steigen.

Ein Erlebnis der „besonderen Art“ was man nicht häufig braucht. Für die Menschen hier ist es allerdings schrecklicher und erniedrigender Alltag.
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