„Wir (er)schießen erst und dann weinen wir“ (Reuven Moskovitz)

Heute hatte ich-schon zum wiederholten Male- das wirklich große Vergnügen (ein wenig betrachte ich es als Ehre) Reuven Moskovitz in seiner Heimatstadt Jerusalem zu treffen. Zuletzt hatte ich ihn im Sommer getroffen und ihn bei einigen Vorträgen im Rheinland begleiten dürfen. Alle anderen Berichte von Reuven sind unter dem entsprechenden Schlagwort zu finden

mit Reuven unterwegs in Jerusalem
mit Reuven heute unterwegs in Jerusalem

Ich hatte schon von einer guten Bekannten von Reuven gehört, dass ihn die derzeitigen gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen israelischen und palästinensischen Bürgern, in eine verzweifelte Stimmungslage versetzt hat.

Er erzählte uns schon zu Beginn, dass er gerade im Radio gehört habe das in der Wüstenstadt Beersheba gestern ein schwarzer Mitbürger gelyncht worden sei. Erst habe ihn die Polizei wegen einer vermuteten Gefahr nieder geschossen, dann habe ihn ein Mob zu Tode geprügelt. Spiegel Online berichtete heute zu diesem Vorfall:
Am Sonntagabend kam es zu einer Schießerei im Busbahnhof in der südisraelischen Stadt Beersheba. Drei Menschen wurden getötet, darunter auch der Attentäter. Mindestens elf weitere Menschen – vier Soldaten und sieben Zivilisten – seien verletzt worden, teilte die Armee mit.
Erst am Abend wird durch eine Meldung im Blog der ARD Korrespondenten hier in Israel klar was gestern Abend in Beersheba genau passiert ist. Ein Soldat wird erstochen. Der Attentäter (ein Beduine) wird erschossen, ein unbeteiligter Asylbewerber aus Eritrea wird angeschossen. Er wird, blutend am Boden liegend, von mindestens drei Männer getreten, eine Bank und ein Stuhl wird auf ihn geworfen. Ein Handyvideo zeigt, dass bewaffnete Polizisten nicht eingreifen. An diesem Beispiel sieht man sehr gut wie Meldungen von einem Vorfall so gänzlich anders  oder sehr unpräzise lauten können. Wahr ist oft nur das, was man selber gesehen hat

„Wir schießen erst und dann weinen wir“ war der Kommentar  von Reuven zu der Tatsache, das fast alle Attentäter – aber auch die wo es nur eine Vermutung zu einer Gewalttat gab- in den letzten Wochen erschossen wurden. „Warum erschießt man eine junge Frau, die nur mit einem Messer bewaffnet von vier Polizisten umstellt ist. Könnte man nicht versuchen sie anders Kampfunfähig zu machen?“ „Gewalt ruft immer auch Gegengewalt hervor“

Reuven ging mit uns in die nahegelegene Universität, dort hat er

Aufforderung zum arabisch lernen
Aufforderung zum arabisch lernen

Ende der 50iger Jahre studiert. Auf dem Campus waren viele junge Menschen. Es war der 2. Tag des neuen Semesters. An einem Infostand wurde dafür geworben, die arabische Sprache zu lernen. Direkt daneben konnten wir eine Aktion sehen die dazu aufforderte sich dafür ein zu setzten das (nur) hebräisch gesprochen wird. Reuven meinte dazu: „Immer wieder gibt es in unserem Volk diese Auseinandersetzungen, hier ist es die Schlacht der Sprachen.“

Mauerbau in Ostjerusalem
Mauerbau in Ostjerusalem

Zu aktuellen Situation angesprochen meinte Reuven: „Erst hat man 1967 (Ost-)Jerusalem „befreit“, jetzt teilt man es wieder“ Die Stadt wird mit Beton isoliert, so wie sie es mit dem Gazastreifen seit nun mehr 10 Jahren gemacht haben. Er spielte damit darauf an, das Israel damit begonnen hat, palästinensische Stadtteile in Ostjerusalem mit Mauern abzuriegeln. In ganz Ost-Jerusalem hat die Polizei zahlreiche Straßensperren errichtet. Elf Straßen seien nicht mehr befahrbar, berichtet die israelische Zeitung „Haaretz“. Zudem seien mehrere Checkpoints errichtet worden. Bis zu zwei Stunden müssten Anwohner dort warten, um durchgelassen zu werden.

Zum Abschluss unseres kleinen Rundganges zeigte Reuven uns am

Menora an der Knesset
Menora an der Knesset

israelischen Parlament, der Knesset, die dort stehende, sehr schöne 6m hohe Menora aus Bronze, auf der mit 29 Reliefs die jüdische Geschichte dargestellt wird.

Nachtrag:
im November wird das 2. Buch von Reuven in Deutschland erscheinen. Der Titel: “Reuven Moskovitz – Ein Leben für Gerechtigkeit, Liebe und Versöhnung”. In diesen Zeiten der Eskalation der Gewalt in seinem Land kommt dieses Buch gerade zur richtigen Zeit.

Reuven möchte mit seinem Buch die Menschen mit einem neuen Versuch wachrütteln und sie dazu bewegen, die Augen für die Ungerechtigkeiten in seinem Land zu öffnen. Der Konflikt dort ist aus seiner Sicht der Dreh- und Angelpunkt der gegenwärtig herrschenden Gewalt im gesamten Nahen Osten. Um Ruhe und Frieden wieder herzustellen, soll mit internationaler Hilfe direkt an den Konfliktherden angesetzt werden. Es ist mit vielen Bildern und Gedichten versehen und kann ab November 2015 bestellt werden. Der Preis für ein Buch beträgt 15 €, Porto kommt dazu. Das Buch kann direkt bei Gesine Janssen –  Klunderburglohne 1, 26736  Uttum/Krummhörn, Tel.: 04923-200, bestellt werden.

Über Marius S. 405 Artikel
Seit dem Frühjahr 2012 habe ich die Möglichkeit, mir durch längere Aufenthalte im Westjordanland/Palästina, ein eigenes Bild von der aktuellen Situation im israelisch/palästinensischen Konflikt zu machen. Ich habe in dieser Zeit unter anderem aktiv im international bekannten Friedensprojekt "Tent of Nations" in der Nähe von Bethlehem (2012) und in einem Heim für alte und behinderte Frauen in der Nähe von Ramallah (2013) gearbeitet. Darüber hinaus habe ich seit dem verschiedene Gruppen bei Begegnungsreisen in Israel, Palästina und im Herbst 2015 auch in Jordanien begleitet. In vielen Kontakten mit palästinensischen und israelischen Menschen hatte ich die Möglichkeit, deren Gefühle und Einschätzungen zum Leben und zum Konflikt zu erfahren. Durch diese Erlebnisse und Erfahrungen vor Ort bin ich motiviert worden, mich auch hier in Deutschland für eine Verständigung und Zusammenarbeit zwischen Israelis und Palästinenser einzusetzen. Vor diesem Hintergrund habe ich Kontakt mit der Nahost-Kommission von pax christi aufgenommen und bin seit 2013 dort Mitglied.

1 Kommentar

  1. Lieber Reuwen. Wie einfach wäre es, wenn Jerusalem komplett durch spezialeinheiten bestehend aus Israelis und PALÄSTINA NSER unter Kontrollr ist. Wie wunderbar wenn wir schlaue Männer an der Spitze der Politzei hatten. Zuruck in in Urgeschichte David eroberte eine Stadt Namens Jebbusem. Haben wir Philister dort kein Recht zu beten zu dem selben Gott Jahve? Dat König DAVID in seiner Armee nicht eine SPEZIALEINHEIT der Philister gehabt. Warum nicht ein Staat fur alle. ? Es ist unsere gemeinsame Heimat. Unsere Heiligtumer sind eure? Es brannt in meinem Herzen als Josphs Grab in Nablus brannte. Wo konnen die Juden noch leben. Und wo bitte sehr das verletzte Volk der Philister. ?? Dort wo wir sind. Lg und hab ein geundes langes Leben שלום

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