Ich durfte wieder einreisen

Ja, ich hatte mir schon so meine Gedanken gemacht ob es auch dieses Mal klappt mit der Einreise am Flughafen in Tel Aviv. Schließlich hat das israelische Parlament, die Knesset, am 6. März 2017  einem Gesetzentwurf zugestimmt, der die Einreise von ausländischen Staatsangehörigen und von Palästinensern aus dem Westjordanland verbietet, wenn sie oder die Organisationen, denen sie angehören, sich öffentlich für die Unterstützung des Boykott (BDS) gegen den Staat Israel oder gegen israelische Siedlungen zu erkennen geben.

Aus Wikipedia: Boycott, Divestment and Sanctions (dt. „Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen“, abgekürzt BDS) ist eine transnationale politische Kampagne oder soziale Bewegung, die sich für wirtschaftliche, kulturelle und politische Sanktionen gegen Israel einsetzt. Sie begann im Juli 2005 mit einem Aufruf von etwa 170 palästinensischen nichtstaatlichen Organisationen (NGOs) und wird von zahlreichen Prominenten unterstützt. Als Hauptziele nennen die Gründer, Israels Besetzung der Palästinenser-Gebiete zu beenden, allen Palästinensern volle Gleichberechtigung in Israel und die Rückkehr nach Israel zu ermöglichen.

Es ist nun nicht so, dass ich öffentlich als Person oder auch mit pax christi, deren Nahost-Kommission ich ja seit 2012 angehöre, diese Bewegung unterstützt hätte. Aber was weiß ich, welche Angaben über mich hier in Israel gespeichert sind.

die Dormitio-Abtei

Aber es ist mal wieder gut gegangen, nach einigen Minuten bekam ich mein Visum ausgehändigt und konnte einreisen. Mit dem Sammeltaxi (Sherut) bin ich dann nach Jerusalem gefahren, wo ich mich für eine Woche im Gästehaus der Dormitio-Abrei dem „Beit Josef“ auf dem Zionsberg einquartiert habe. Pater Elias nahm mich gegen 21 Uhr freundschaftlich in Empfang

Ich möchte bei dieser Reise meine Tagesberichte jeweils mit dem jeweiligen Tages-Zitat aus dem schönen Büchlein aus dem AphorismA-Verlag „Recht ströme wie Wasser“ beenden.

Zum 3. April:
Vielleicht bewirkt Gott, dass sich zwischen euch und denjenigen unter ihnen, mit denen ihr befeindet waret, wieder Zuneigung einstellt. Er ist barmherzig und bereit zu vergeben. (Sure 60,74)

Über Marius S. 405 Artikel
Seit dem Frühjahr 2012 habe ich die Möglichkeit, mir durch längere Aufenthalte im Westjordanland/Palästina, ein eigenes Bild von der aktuellen Situation im israelisch/palästinensischen Konflikt zu machen. Ich habe in dieser Zeit unter anderem aktiv im international bekannten Friedensprojekt "Tent of Nations" in der Nähe von Bethlehem (2012) und in einem Heim für alte und behinderte Frauen in der Nähe von Ramallah (2013) gearbeitet. Darüber hinaus habe ich seit dem verschiedene Gruppen bei Begegnungsreisen in Israel, Palästina und im Herbst 2015 auch in Jordanien begleitet. In vielen Kontakten mit palästinensischen und israelischen Menschen hatte ich die Möglichkeit, deren Gefühle und Einschätzungen zum Leben und zum Konflikt zu erfahren. Durch diese Erlebnisse und Erfahrungen vor Ort bin ich motiviert worden, mich auch hier in Deutschland für eine Verständigung und Zusammenarbeit zwischen Israelis und Palästinenser einzusetzen. Vor diesem Hintergrund habe ich Kontakt mit der Nahost-Kommission von pax christi aufgenommen und bin seit 2013 dort Mitglied.

5 Kommentare

  1. Wir freuen uns für dich. Auf ein baldiges Wiedersehen im Heiligen Land. Wir werden dir dann von unserer Einreise erzählen, die wie immer wohl etwas beschwerlicher sein wird.

  2. Ich finde, mit eurer öffentlichen Diskussion über nicht gelegte Eier (d. h. nicht ausgesprochene Einreiseverweigerung) befeuert ihr eine überflüssige Diskussion. Wenn irgendwem unrechtmäßig und grundlos (nach üblichem, internationalen Recht) die Einreise in ein Land verweigert wird, dann sollten wir das diskutieren und anprangern. Die Lage in Nahost ist kompliziert genug. Wir sollten sie nicht auch noch mit Mutmaßungen anreichern. Im übrigen gehört auch Deutschland zu den Ländern, die gelegentlich grund- und kommentarlos Visa verweigern.
    Dir lieber Marius wünsche ich jetzt jedenfalls friedvolle und erlebnisreiche Tage in deiner zweiten Heimat. Bis bald, machs gut!

    • lieber Herbert,
      leider sind das keine „ungelegten Eier“. Ich kenne viel Friedensaktivisten denen die Einreise nach Israel – ohne Begründung – verweigert wurde.
      Im letzten Herbst „traf“ es zwei hochrangige Mitglieder von pax christi. Häufig wird das Verbot sogar für bis zu 10 Jahre verlängert.
      Nun gibt es seit einigen Wochen – wie ich geschildert habe – sogar ein Gesetz in Israel, dass bestimmten Personen untersagt einzureisen. Ist es da verwunderlich, dass ich mit sehr gemischten Gefühlen angereist bin?

  3. Sehr geehrter Herr Jennen, ich rede hier nicht über eine Einreiseverweigerung, sondern über die Einreise einer deutsch palästinensischen Familie. Das Einreiseprozedere ist nämlich ein ganz Spezielles, in dessen Genuß Sie nur kommen, wenn Sie als Palästinenser einreisen. Der deutsche Familienanhang erlebt dann am eigenen Leib, was eine Besatzungsmacht ist und was diese mit der besetzten Bevölkerung macht. Ungelegte Eier sind das nicht, sondern Tatsachen.

  4. Vielleicht lest ihr meinen Kommentar noch einmal richtig. Selbstverständlich müssen wir anprangern, wenn unrechtmäßig und grundlos eine Einreise verweigert wird. In Israel und sonst wo auf der Welt! Alles weitere bei Gelegenheit mündlich.

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