Vor einigen Wochen berichtete Daniel, der für pax christi, der deutschen Sektion am ökumenischen Begleitprogramm in Palästina und Israel (EAPPI) des Ökumenischen Rates der Kirchen teilnimmt, von seinen Erlebnissen in dem Ostjerusalemer-(palästinensischen) Stadtteil Isawiya.
Daniel berichtete davon, dass es in dem 18.000-Einwohner-Ort am Osthang des Skopusbergs (der nahe dem Ölberg liegt) seit Monaten große Konflikte gibt. Das hat eine tägliche Präsenz der israelischen Polizei zur Folge, mit Kontrollen, Zusammenstößen, Verhaftungen und sogar Todesopfern. Er berichtet in seinem Beitrag davon, dass es schon seit Jahren in Al Isawiya, wie auch in anderen (palästinensischen) Stadtteilen in Ostjerusalem, aufgrund der meist diskriminierenden Politik gegenüber der palästinensischen Bevölkerung es immer wieder zu aufflammenden Auseinandersetzungen vor allem zwischen Jugendlichen und der Polizei kommt.
http://www.eappi-netzwerk.de/wir-lassen-uns-nicht-einschuechtern/#more-3140
Ich hatte mir für meinen ersten Tag in Jerusalem vorgenommen, diesen Stadtteil, den ich noch nicht kannte, einmal zu besuchen.
Zunächst jedoch habe ich den Sonntagvormittag im „kirchlichen Milieu“ verbracht. Nach der Teilnahme am Morgengebet der Mönche, der „Laudes“ und dem anschließenden Frühstück hatte ich die große Freude, an dem (immer) feierlich begangenen Sonntagsgottesdienst teilnehmen zu können. Heute am letzten Sonntag des Kirchenjahres gedenkt die kath. Kirche Jesus als dem König. Jahrelang gab es hierzu in der Kirche zum Sinn dieses Gedenktages kontroverse Diskussionen.
Heute sehen viele in der kath. Kirche diesen Gedenktag am Ende des Kirchenjahres eher mit einer optimistischen Note: Egal, wie schlimm es auf Erden auch zugeht, die Aussicht auf die Herrschaft des „guten Königs“ Jesus bleibt.
Gestärkt durch einen wirklich besinnlich ruhigen Gottesdienst, der dann auch schon mal 1 ½ Stunden dauern darf, und dem Mittagsgebet der Mönche habe ich mich dann gegen 13 Uhr zu Fuß aufgemacht, den von Daniel beschriebenen Stadtteil aufzusuchen. Auf dem Weg dort hin, bin ich quer durch die Altstadt gegangen. Obwohl wir schon spät im Jahr sind (in einem Monat ist Weihnachten), sind noch viele Touristen in Jerusalem. Auch bemerke ich das es hier, anders als im Iran, den ich, wie ich gestern geschrieben habe vor einigen Wochen besucht habe, alle muslimischen Frauen doch mit einem oft „strengen gebundenen“ Kopftuch gekleidet sind. Das haben die meisten Frauen im Iran viel „lockerer“ gesehen.
Als ich die den Stadtteil Isawiya erreicht habe, bemerke ich auf einer Anhöhe über den Häusern vier Polizeiwagen mit schwer bewaffneten Polizisten. Ein schlechtes Ohmen? Ich bin anschließend etwa eine Stunde durch verschiedene Straßen gegangen. Es sah für mich hier so aus, wie es in vielen palästinensischen Stadtteilen in Jerusalem aussieht. Eng aneinander gebaute Häuser, ziemlich viel Dreck auf den Straßen und zwischen den Häusern. Viele jungen Menschen auf den Straßen…aber von einer angespannten Stimmung konnte ich heute nichts feststellen.
Aber wie ich es aus vielen Erfahrungen der vergangenen Jahre wiß, kann ein kleiner Vorfall, die immer angespannte Situation zur Explosion bringen. Ich will es, im Interesse der Menschen hier und anderswo, nicht hoffen das es passiert.
Ich habe oben ja auf die Homepage des deutschen EAPPI-Netzwerkes verlinkt. Ich empfehle Euch, wenn ihr etwas Zeit habt, weitere Berichte der Freiwilligen zu lesen. Sie sind, da von den Teilnehmer/innen selbst erlebt, sehr authentisch und oft „unter die Haut“ gehend. Ihr könnt diese Berichte auch abonnieren. Ebenso könnt bei möglichem Interesse auf der Seite erfahren, wie ihr Euch selbst fü einen Einsatz bewerben könnt.
Lieber Marius,
Ich wünsche Dir eine schöne und hoffentlich friedliche Zeit in Israel/ Palästina. Ich freue mich an Deinen Erlebnissen durch das Lesen Deines Blogs teilhaben zu dürfen.
Liebe Grüße von
Anja