Bei „Life Gate“ hat Fatima 1995 Johannes Roelofsen kennengelernt, der Ende der 80 ziger Jahre mit seiner Frau die Deutsche Behinderten Not-Hilfe gegründet hat. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht in Israel und Palästina Menschen mit Behinderung zu unterstützen. www.behinderten-nothilfe.org
Fatima betreut seit 1995 in Absprache und mit der Unterstützung dieses Vereines in ganz Palästina behinderte Menschen und deren Familien. Bei ihren Fahrten besucht sie die Familien, sorgt mit finanzieller Unterstützung des Vereines für konkrete Hilfen wie Gehhilfen, Rollstuhl, sorgt aber z.B. auch für den Bau einer Betonrampe für den.
Oft seien es die kleinen Maßnahmen, so Fatima, die den behinderten Menschen das Leben erleichtern oder völlig neue Möglichkeiten bieten um oft menschenwürdiger zu leben. Da Fatima – sicherlich auch auf Grund der wichtigen Persönlichkeit ihres Vaters- bei den arabischen Menschen geachtete wird, ist es ihr leichter einen Zugang zu den Familien zu bekommen. Während früher die behinderten Menschen vor der Öffentlichkeit versteckt wurden, erfährt Fatima bei ihren Reisen häufig von neuen Fällen, die sie dann in ihr Betreuungsprogramm aufnimmt. Sie hat zwischenzeitlich mit Unterstützung des Vereines so ein wahres Netzwerk der Hilfe aufgebaut. Sie schätzt die Zahl der von ihr so betreut und begleiteten Familien auf derzeit etwa 200 ein. Während die behinderten Kinder und Jugendliche früher zentral in eine spezielle Schule gingen und dort auch schliefen, hat man nun auch hier die Notwendigkeit erkannt das es für die Entwicklung d behinderten Menschen besser ist wenn sie in ihrer gewohnten Umgebung bei ihren Familien aufwachsen können.
Ich hatte nun die Möglichkeit Fatima an einem Tag bei ihrer Betreuungsrundfahrt zu begleiten. Natürlich hatte sie sich im Vorfeld überlegt welche Familien sie mit einem „Fremden“ und noch dazu Mann besuchen kann. Bevor sie sich aufmacht überlegt Fatima auch was sie als kleines Gastgeschenk mitbringen kann, denn das ist hier so üblich. Meist kauft sie etwas Süßes oder wie heute frisches Obst (Pfirsiche). Bei der ersten Familie trafen wir auf die Mutter, die mit einem offenen Geschwür (Krebs?) in einem kargen Raum in einem ebenso kargen Bett lag. Sie schien sehr verzweifelt und wies immer wieder auf den großen Verband am Hals hinter dem sich wohl das Geschwür verbarg. Fatima hat die Familie wegen des Sohnes kennengelernt, der wegen eines Unfalles seit Jahren nicht mehr gehen kann. Der Sohn lebt in Nachbarhaus mit seiner Frau und sieben (!) Kindern. Seine zierliche Frau empfing uns. Wir erfuhren, das ihr Mann beim Versuch zum Klo zukommen, im Haus gestürzt sei und sich dabei starke Prellungen am Kopf und am ganzen Körper zugezogen hat. Hier ist es notwendig einen fahrbaren WC-Stuhl anzuschaffen. Fatima will ggf. Mittel des Vereines hierfür einsetzen. Die Frau selbst klagte über starke Schmerzen im Unterleib, nach Meinung von Fatima sei hier eine OP dringend notwendig, allein hierfür fehlt das Geld. Ziemlich betroffen habe ich die Familie verlassen.
Ganz anders der Besuch bei Hiam, die uns mit strahlendem Gesicht entgegen kam. Hiam eine kleine ganz zierliche Frau von etwa 40 Jahren, leidet an Muskelschwund. Hiam ist nicht zu Schule gegangen. Sie wirkte auf mich so an allem interessiert, dass ich spontan dachte, das bei uns sie sicherlich die Schule „spielend“ gemeistert hätte. Hiam lebt mit ihrer jüngeren Schwester bei ihren Eltern. Wir wurden dort herzlich willkommen geheißen und gleich mit der ganzen Gastfreundlichkeit „überschüttet“, zu denen die Palästinenser fähig sind. Fatima berichtete mir das vor kurzem mit Mitteln des Vereines erreicht werden konnte, das neben der Wohnung des Bruders ein kleines „Badezimmer“ mit Dusche für Hiam eingerichtet wurde.
Mit Hiam, ihrer Schwester und dem Vater machten wir uns noch auf um die Freundin Nuri zu besuchen, die mit ihrer Beduinenfamilie etwa 20 km entfernt am Rande der Negev-Wüste lebt.
Nuri wurde wie Magdolin mit einem „offenen Rücken“ geboren. Auch sie kann sich nur im Rollstuhl fortbewegen. Fatima erzählte mir das Nuri sich mal mehrere Monate nicht duschen konnte bis sie festgestellt wurde, das ein Verbindungsstück undicht war. Hier konnte mit kleiner Hilfe ein „großer“ Erfolg für Nuri verzeichnet werden. Auch bei Nuri wurden wir von der ganzen Familie begrüßt und gleich zum Tee gebeten. Fast ein Dutzend Kinder schaute interessiert zu und war ganz begeistert als ich sie fotografierte. Die „Alten“ erzählten sich was so alles in ihren Familien seit dem letzten Treffen das schon einige Monate her war, passiert ist.
Auf der Rückfahrt erzählte Fatima mir dass es oft nicht einfach ist die Ansprüche ihrer großen Familie und die Betreuungsarbeit „unter einen Hut“ zu bekommen. Vielfach fehlt auch das Verständnis bei ihrer Familie, dass sie sich für etwa 300,- € (1.800,- Schekel) so viel Arbeit macht. Hinzu kommt, dass es mehr als ungewöhnlich ist das sie -und das auch noch als Frau – sich in Dörfern/Ortschaften weit ihres Heimatortes aufhält. Das macht man hier normalerweise nicht. Wie dem auch sei…für die betroffenen Familien ist Fatima eine große Hilfe: Trösterin, Mutmacherin, Ideengeberin, konkrete Helferin und wichtige Vernetzerin. Oft ist es schon wichtig wenn sie nur zu hört, damit sich die Menschen mit ihrem oft großen Leid nicht so alleine fühlen.
Ich finde Fatima ist wunderbar in die großen Fußstapfen ihres hier berühmten Vaters gestiegen oder um die Ehrenbezeichnung meines Freundes Christoph Strack aufzunehmen, der sie Mitte der 90 ziger Jahre ebenfalls einmal auf ihrer Betreuungs-Rundtour begleitet hat:
Fatima ist eine Heldin
Es gibt einen Film von Uwe Dieckhoff über Fatima und Sumaya Farhat Naser(„Thymian und Steine“ ) die sich vom gemeinsamen Schulbesuch in „Talitha Kumi“ kennen uwe.dieckhoff@berlin.de
der Film ist in der deutschen Welle erschienen:
„Eine muslimische-christliche Frauenfreundschaft in Palästina“
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