Wiedersehen mit Fatima

Ich habe Fatima 2014 kennen gelernt und bin ihr danach bei jedem meiner Besuche begegnet, oft auch mehrmals. Neue Besucher: innen meines Blog´s können mit dem Stichwort Fatima oder auch „Im.Magdolin“ alle Beiträge finden, in denen ich von den Begegnungen mit Fatima berichte. Ich kann nur sagen, es „lohnt“ sich diese Berichte zu lesen: warum? Weil diese Frau eine ganz „Große“ ist, und das nicht nur für ihre Familie.

Ich habe durch sie soviel an Sitten und Gebräuche, aber auch über die palästinensische Kultur erfahren.

Als ich vor jetzt 8 Jahren, Fatima zum ersten Mal besucht habe und einer Bekannten, die sich hier sehr gut auskennt, davon berichtete, sagte sie mir spontan und sicherlich voller Hochachtung: Diese Frau müsste mal im israelischen Parlament, der Knesset sprechen.

Ganz interessant ist auch ein Film über sie und ihre Schulfreundin Sumaya:

Hier der Link zu YouTube

Fatima liebt es Brot zu backen, am besten „Outdoor“

Nun habe ich Fatima (dank Corona) auch 27 Monate nicht gesehen. (zuletzt im November 2019) Auch wenn wir uns in der Zwischenzeit, immer mal wieder digital ausgetauscht haben, war es doch für uns beide sehr schön uns heute wieder persönlich in die Augen schauen und  zu vielen Themen austauschen zu können. Fatima hat mich am Checkpoint 300, über den ich in diesem Blog auch schon häufiger berichtet habe, abgeholt.

Wir sind die etwa 15 km zu ihrem Haus in Ihren Heimatort Za`tara gefahren. Auf dem Weg dorthin war es wie immer in Palästina und gerade in der Region Bethlehem-Beit Sahur-Beit Jala. Viel Verkehr, viel Lärm und leider auch viel Schmutz.

Als wir auf durch Za`tara fuhren, erzählte Fatima mir, das hier jede Familie in den letzten 2 Jahren, durch eine Corona-Erkrankung, ein Familienmitglied verloren hat, manche auch mehrere. Vor allem die ganz alten Menschen sind gestorben.

Als wir auf ihr Haus zufuhren, bemerkte ich das sie an der Zufahrt ein Tor angebracht hat.

Sie erklärte mir dies mit der Begründung, dass es hier soviel freilaufende Hunde gäbe, die häufig ihre „Hinterlassenschaften“ im Gemüsegarten „ablegen“. Um das zu verhindern hat sie ihr ganzes, großes Grundstück einzäunen lassen und deshalb auch die Einfahrt mit einem Tor geschlossen.

Zunächst erzählte sie mir das sie von Ende des Jahres bis Anfang März bei ihrem Sohn in Dubai war. Er lebt dort sein vielen Jahren, ist mittlerweile verheiratet und seine Frau (wie er, bzw. seine Mutter sie „gefunden“ hat habe ich auch in einem Blogbeitrag berichtet) hat ihm gerade den 2. Sohn geboren. Für Fatima war es der erste Besuch in diesem Golfstaat, es hat ihr außerordentlich gut gefallen. Erst dort hat sie gespürt, was es heißt in einem Land frei zu leben, wo es Gesetze gibt die beachtet werden müssen, wo alles sauber ist, wo das Leben gerade für Menschen mit Behinderung durch viele staatlichen Maßnahmen eine gro0e Erleichterung erfährt. Obwohl sie ihre Heimat, Palästina, liebt leider sie hier sehr unter der Unfreiheit durch die israelische Besatzung aber auch durch die korrupte palästinensische Verwaltung. Viele ihrer Mitmenschen kümmern sich nicht um die geltenden Bestimmungen. So werden Autos nicht angemeldet, der Führerschein nicht gemacht, der Abfall einfach in der Landschaft entsorgt.

Hervorragendes Lunchmenü mit anschließenden arabische Kaffee mit Kardamon

Vor 1 ½ Jahren ist ihr Mann Hassan gestorben. In der Nachbarschaft lebt eine ihrer 8 Schwestern, die sehr religiös ist. Sie würde sicherlich mit „Argusaugen“ registrieren, dass Fatima Männerbesuch hat, dann auch noch aus dem Ausland. Wenn es nach Ihrer Schwester ginge, wäre es das beste sie lebe auf dem Friedhof. Selbstverständlich könne der Mann, kurz nach dem Tod seiner Frau, wieder eine neue Heirat eingehen.

Mit Blick auf die wunderschöne Landschaft zeigte mir Fatima auch auf allen Hügeln in der Umgebung, große, oft „protzig“ wirkende Neubauten. Hier würden die Reichen Palästinenser aus Jerusalem Häuser zur Geldanlage bauen, was ihnen ja in Jerusalem verwehrt ist.

gigantischer Blick, gigantische Landschaft, im Wüsten-Tal bauen die Reichen aus Jerusalem

Am Abend verabschiedeten wir uns mit der Zusage, dass wir uns in der Zeit meines Aufenthaltes hier sicherlich noch einmal treffen werden.

Über Marius S. 405 Artikel
Seit dem Frühjahr 2012 habe ich die Möglichkeit, mir durch längere Aufenthalte im Westjordanland/Palästina, ein eigenes Bild von der aktuellen Situation im israelisch/palästinensischen Konflikt zu machen. Ich habe in dieser Zeit unter anderem aktiv im international bekannten Friedensprojekt "Tent of Nations" in der Nähe von Bethlehem (2012) und in einem Heim für alte und behinderte Frauen in der Nähe von Ramallah (2013) gearbeitet. Darüber hinaus habe ich seit dem verschiedene Gruppen bei Begegnungsreisen in Israel, Palästina und im Herbst 2015 auch in Jordanien begleitet. In vielen Kontakten mit palästinensischen und israelischen Menschen hatte ich die Möglichkeit, deren Gefühle und Einschätzungen zum Leben und zum Konflikt zu erfahren. Durch diese Erlebnisse und Erfahrungen vor Ort bin ich motiviert worden, mich auch hier in Deutschland für eine Verständigung und Zusammenarbeit zwischen Israelis und Palästinenser einzusetzen. Vor diesem Hintergrund habe ich Kontakt mit der Nahost-Kommission von pax christi aufgenommen und bin seit 2013 dort Mitglied.

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