Daoud Nassar: „Wir machen weiter“

Mit diesem Satz, fast einem Vermächtnis gleichend, beendet Daoud in der Regel seine Vorträge in Deutschland aber auch hier bei Besuchergruppen auf dem Weinberg. Nachdem ich nun schon mehr als zwei Wochen in der Region bin, war es an der Zeit, mal wieder einen ganzen Tag auf dem schönen Gelände zu verbringen. So kam es dann auch heute wieder dazu das ich bei einer (von zwei) Gruppen diesen schon legendären Satz von Daoud zu hören bekam.

frisch gepflügt an den jungen Olivenbäumen

Wie schon so oft hat mich Daher mit seinem nun 32 Jahre alten Mercedes an der Abraham-Herberge abgeholt. Mit in seinem Auto saß seine Mutter, die meist den Tag auf dem Weinberg verbringt, und dort auch für das leckere Mittagessen zuständig ist. Außerdem sein Neffe Bishar, Sohn des Bruders Toni, der sich in den Oster-)Ferien gerne auf dem Weinberg aufhält.

ein Blütenteppich

Ich hatte zunächst Zeit ein wenig alleine über das große Gelände zu streifen. Es hatte sich wirklich ein „Frühlingskleid“ angelegt. Es war so grün hier, e blühten soviel Blumen, dass man es sich fast gar nicht vorstellen konnte, das im Sommer nach langer Regenpause, hier doch vieles verdorrt ist. Ich bemerkte bei meinem Rundgang ein großes (neues?) Gewächshaus, den „Schulgarten“ erstellt und gepflegt von einer Gruppe der „Heimstätte Dünne“, den etwas zugewachsen „Engel der Kulturen“), die sprossenden Rebstöcke, die blühenden Apfelbäume, die große Hühnerschar, die etwas in die Jahre gekommenen „Kompost-Toiletten (neue komfortablere) sind im „Rohbau“ fertig.

der „Schulgarten“

Es war heute sehr ruhig auf dem Berg, kein hämmern der Steinrammen war zu hören, kein Hubschrauber der Armee nervte, es ging ein relativ starker wind über den Hügel, den ich aber bei wunderschönem Sonnenschein gut ertragen konnte. Man hat den Eindruck das die vielen Siedlungen, die den Weinberg umgeben (wie auch die palästinensischen Dörfer) immer größer werden.

im Tal auf 5 Terrassen:
hunderte Obstbäume und Rebstöcke neu gepflanzt

Nach dem leckeren Mittagessen, bei dem ich auch die beiden derzeit einzigen Volontäre (aus den Niederlanden) kennenlernte, bin ich mit Daoud und Daher ins Tal gefahren. Dort hat die Familie, wie vielleicht dem einen oder der anderen bekannt, in der Talsenke zwischen dem Weinberg und dem Berg auf dem die Siedlung Neve Daniel ist eine recht große Parzelle, die 2014 „traurige“ Berühmtheit erfahren hatte, weil dort (von wem genau ist nicht sicher bekannt) Hunderte von Aprikosenbäumen und Rebstöcken zerstört und untergegraben wurden. Dort ist auch eine alte Höhle, in der in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, die Familie Nassar gewohnt hatte. Diese Höhle soll nun wieder „wohnbar“ gemacht werden, damit dort, weit entfernt (3-4 km Fahrweg) vom Weinberg, auch Personen das dortige Gelände „beschützen“ können.

die beiden Brüder: Daher und Daoud bei der Arbeit
Ein Schloss für die Tür der Höhle muss eingesetzt werden

Ich habe in meinem heutigen Tagesbericht nichts über die verschiedenen gerichtlichen Auseinandersetzungen zur Klärung der Eigentumsfrage des Geländes geschrieben, die die Familie nach wie vor „in Atem“ halten. Aber es gibt eben auch nicht wirklich etwas Neues. Es bleibt bei dem was Daoud Nassar immer sagt: wir machen weiter

und weiter kommen auch Gruppen lassen sich vom „Road-Blog“ nicht abschrecken
Über Marius S. 405 Artikel
Seit dem Frühjahr 2012 habe ich die Möglichkeit, mir durch längere Aufenthalte im Westjordanland/Palästina, ein eigenes Bild von der aktuellen Situation im israelisch/palästinensischen Konflikt zu machen. Ich habe in dieser Zeit unter anderem aktiv im international bekannten Friedensprojekt "Tent of Nations" in der Nähe von Bethlehem (2012) und in einem Heim für alte und behinderte Frauen in der Nähe von Ramallah (2013) gearbeitet. Darüber hinaus habe ich seit dem verschiedene Gruppen bei Begegnungsreisen in Israel, Palästina und im Herbst 2015 auch in Jordanien begleitet. In vielen Kontakten mit palästinensischen und israelischen Menschen hatte ich die Möglichkeit, deren Gefühle und Einschätzungen zum Leben und zum Konflikt zu erfahren. Durch diese Erlebnisse und Erfahrungen vor Ort bin ich motiviert worden, mich auch hier in Deutschland für eine Verständigung und Zusammenarbeit zwischen Israelis und Palästinenser einzusetzen. Vor diesem Hintergrund habe ich Kontakt mit der Nahost-Kommission von pax christi aufgenommen und bin seit 2013 dort Mitglied.

2 Kommentare

  1. Auf dem Grabstein von Herbert Marcuse („Der eindimensionale Mensch“) auf dem Berliner Dorotheenfriedhof steht: WEITERMACHEN!
    Lieben Gruß, Jürgen

  2. Lieber Marius,
    mit Bestürzung las ich von dem aktuellen (mutmasslichen) Brandanschlag auf dem Gelände TENT OF NATIONS. Als Rückblick suchte ich deinen Bericht vom April 2018 Die Bilder tun gut ! Die Natur wird sich erholen. Dank der tarkräftigen Unterstützung von Freundes-kreisen wird ES weitergehen….auf dem „Friedens-Hügel“ bei Bethlehem Danke – Schukran – Toda !!

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