Die Zonenaufteilung im Westjordanland
Wenn man in der Westbank über`s Land aber auch durch Städte fährt kommt es häufig vor das man auf einen Checkpoint trifft und dann in eine andere Zone wechselt.

Checkpoint in Bethlehem, hier geht es von Zone A in Richtung Hebron über ein kurzes Stück in Zone B dann in Zone C

Der Wechsel von Zone B in C und umgekehrt ist völlig unproblematisch, schwieriger ist der Wechsel von Zone B nach A, hier stehen große Warnschilder damit die Israelischen Siedler nicht aus Versehen hinein fahren, offiziell dürfen sie es auch nur mit einer besonderen Genehmigung.

Warnschild an Israelis das sie hier von Zone B in Zone A kommen

Was hat das eigentlich mit diesen Zonen auf sich?
1993 haben Israel und Palästina auf Vermittlung der USA die „Oslo-Verträge“ beschlossen.
Beide Vertragspartner erkennen nun einander und die Existenz des jeweils anderen an und beschließen die Konfrontationen zu beenden. Teile der besetzten Gebiete sollen an die Palästinenser übergehen, damit sie sich nach demokratischen Grundsätzen selbst regieren können.

Zonenaufteilung im Westjordanland, die weißen Flächen sind C-Gebiete

Das besetzte Gebiet Westjordanland/Westbank wurde in drei Zonen aufgeteilt:
Zone A (18% des gesamten Territoriums) untersteht ausschließlich der palästinensischen Verwaltung. Es handelt sich hierbei vor allem um den Gazastreifen und die Städte Jericho, Ramalah, Jenin, Nablus, Bethlehem/Beit Jala und weite Teile von Hebron.
Die Zone B (20 % des gesamten Territoriums) wird gemeinsam von Israel und Palästina verwaltet, was bedeutet das sich die Palästinenser um die allgemeinen Dinge kümmert während die Israelis vor allem für die Sicherheit (hier vor allem für ihre Siedler) sorgen.
In den Zonen A+B leben insgesamt 95 % (von derzeit ca. 3 Mio Palästinensern die in der Westbank leben) der palästinensischen Bevölkerung
Die Zone C (restlichen 62 % des Territoriums) wird ausschließlich von Israel verwaltet. Hier leben auch die meisten Siedler. Man geht derzeit von 290 000 Siedlern aus (ohne Ost-Jerusalem wo nochmal 200 000 leben), die in der Zone C die in der Westbank leben. In der Zone C hat Israel nicht nur die uneingeschränkte Polizeigewalt sondern auch beispielsweise die Verwaltungshoheit über die Baugenehmigungen. Was dies konkret bedeutet hat die Familie Nasser seit nunmehr fast 23 Jahren zu spüren bekommen. Immer wieder wurde versucht der Familie das Land zu enteignen. Auch der Abriss von illegal gebauten palästinensischen Häusern (und das kommt in einem Land was bisher eben wenig Verwaltungsvorschriften kannte, und wo über 90 % der Bauanträge abgelehnt werden, häufig vor) wird von dieser Verwaltung angeordnet. Seit Beginn der Besetzung im Jahre 1967 wurden insgesamt 18.000 Häuser im gesamten Westjordanland abgerissen, alleine im Jahre 2009 wurde in der Zone C 180 Gebäude zerstört, und damit fast 400 Menschen wohnungslos. Häufig beträgt die Vorwarnzeit zwischen Abrissbescheid und Vollzug nur wenige Stunden. Würde gleiches Recht für alle gelten, müssten auch die illegal errichteten Häuser der Siedler abgerissen werden, was eben nicht geschieht, im Gegenteil, es wird eifrig weitergebaut.
Israel betrachtet die Zone C als eigenes Territorium. das israelische Militär unterliegt in diesem Gebiet keinerlei parlamentarischer Kontrolle. Für die 150 000 Palästinenser die im C-Gebiet leben gilt israelisches Militärrecht, für die israelischen Siedler alle israelischen Bürgerrechte.

Checkpoints und Straßensperren
Israel hat seinem Militär in den B+C Gebieten den Status einer „Militärregierung“ zur Kontrolle und Verwaltung der besetzten Gebiete eingeräumt. So kann sie zu jeder Zeit Verhaftungen, Kollektivstrafen und Straßenblockaden verhängen.
Im Februar 2012 gab es 98 feste Checkpoints in der Westbank und 93 militärische Checkpoints sowie 533 Straßenblockaden.Fußgänger und Fahrzeuge können an jedem der Kontrollpunkte angehalten und kontrolliert werden; geschlossen werden sie ohne Ankündigung für kurze oder längere Zeit. Die Checkpoints erschweren den Alltag: Wege zur Arbeit, zum Feld, zur Schule oder zu Familienbesuchen werden werden verspätet oder verhindert. Menschen starben denen verweigert wurde zu passieren um medizinische Behandlung zu erhalten.. Zwischen 2000 und 2006 kam es zu 112 Todesfällen und 35 Totgeburten; 69 Kinder wurden am Checkpoint geboren, 5 Frauen starben bei der Geburt.

2 Trackbacks / Pingbacks

  1. Mit Marius unterwegs » Talitha Kumi: „Mädchen, steh auf“ (Mk.5.41)
  2. Mit Marius unterwegs » Wassernot im Jordantal & Palästina

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*